Forscher schlagen Alarm – den Meeren droht eine Katastrophe

Forscher schlagen Alarm – den Meeren droht eine Katastrophe

Meeresforscher warnen: Gelingt es nicht, den weltweiten CO2-Ausstoß deutlich zu reduzieren, dann droht den Meeren eine Katastrophe. Der unkontrollierte Klimawandel wird dabei auch der Wirtschaft wehtun.

Die Zeit drängt. Wenn der Mensch nicht sofort den Ausstoß von Treibhausgasen reduziert, dann sind größere Schäden von den Meeren und ihren Bewohnern nicht mehr abzuwenden. Zu diesem Schluss kommt die Studie Ocean 2015 Initiative zu den Risiken des globalen Klimawandels. Die Studie erschien vor kurzem im Fachjournal Science. Mehr als 20 Wissenschaftler waren weltweit daran beteiligt. Mit dabei war auch das Hans-Otto Pörtner vom Alfred Wegener Institut (AWI), Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung.

Weltmeere als Kühlschrank der Erde
Die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre sei demnach seit der vorindustrieller Zeit um 40 Prozent angestiegen. Das hätte grundlgende Veränderungen in Gang gesetzt. „Die Weltmeere funktionierten bisher als Kühlschrank und Kohlendioxidspeicher unserer Erde. Sie haben zum Beispiel seit den 1970er Jahren rund 93 Prozent der durch den Treibhauseffekt von der Erde zusätzlich aufgenommenen Wärme und 30 Prozent des menschengemachten CO2 gespeichert und auf diese Weise die Erwärmung unseres Planeten verlangsamt“, sagt Hans-Otto Pörtner vom AWI.

CO2 Ausstoß

Der Co2-Ausstoß muss um 50 Prozent sinken. (Foto: pixabay)

Auswirkungen auf maritime Fauna und Flora
Die Veränderungen seien schon heute an der steigenden Wassertemperatur bis zu einer Wassertiefe von 700 Metern messbar. Die Meere werden dabei nicht nur wärmer, sondern auch saurer. Je mehr CO2 in der Luft ist, umso mehr löst sich im Wasser, wobei Kohlensäure gebildet wird. Der Säuregehalt der Meere nimmt daher zu, der Sauerstoffgehalt in verschiedenen Regionen ab. Alle drei Faktoren haben in der Summe deutliche Auswirkungen auf die maritime Fauna und Flora.

CO2-Ausstoß muss um 50 Prozent sinken
Um die Frage zu beantworten, „was wäre wenn“ arbeiten die Wissenschaftler mit Szenarien: Das erste geht davon aus, dass es gelingt, den CO2 Ausstoß so weit zu reduzieren, dass der globale Temperaturanstieg auf unter zwei Grad begrenzt werden kann. Um die zwei Grad Grenze zu halten, müssten die weltweiten Treibhausgas-Emissionen auf der Basis von 1990 bis zum Jahr 2050 um mindestens 50 Prozent sinken, in den Industrieländern um 80 bis 95 Prozent. Das Szenario zwei der Wissenschaftler geht davon aus: „Wir machen weiter so wie bisher“.

Klimawandel wird beschleunigt
Die Fähigkeit der Ozeane, bei steigenden CO2 Emissionen weiteres CO2 aufzunehmen, nimmt ab. Während bei dem weniger als zwei Grad Szenario für das 21. Jahrhundert eine verringerte Absorptionsfähigkeit für CO2 von 22 Prozent angenommen wird, sinkt diese im „wir machen weiter so“ Szenario um 56 Prozent – was in der Konsequenz den Klimawandel und seine negativen Auswirkungen auf die Weltmeere beschleunigt.

Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen 2010
Doch warum wurde das zwei Grad Ziel gewählt? Dürften es nicht angesichts der aktuellen Schwierigkeiten auch drei oder vier Grad sein? Das zwei Grad Ziel war zunächst eine politische Festlegung, die allerdings auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse über die wahrscheinlichen Folgen der globalen Erwärmung getroffen wurde. Vorreiterin war die deutsche Bundesregierung, die Europäische Union folgte. Als wichtiger Meilenstein zur weltweiten Akzeptanz des zwei Grad Zieles gilt die Verabschiedung der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen mit ihren 194 Mitgliedstaaten im Jahr 2010.

Gletscher

Der Klimawandel bringt in der arktischen Fischerei wirtschaftliche Vorteile. Die Nachteile seien aber schwerwiegender. (Foto: pixabay)

Klimawandel schadet der Wirtschaft
Die Forscher haben neben den ökologischen Konsequenzen auch die ökonomischen Auswirkungen unter die Lupe genommen. Der Klimawandel bringt den Menschen zwar einige ökonomischen Vorteile, wie zum Beispiel in der arktischen Fischerei. Die Nachteile seien in der Summe jedoch wesentlich schwerwiegender. Vorhersagen gehen davon aus, dass etwa die kommerzielle Muschelproduktion in den britischen Hoheitsgewässern klimafolgenbedingt um 50 bis 70 Prozent zurückgeht, je nachdem welches Szenario eintritt. Bei dem „wir machen weiter so“ Szenario nehmen die Wissenschaftler an, dass die globalen ökonomischen Schäden für den Fang von Muscheln und Schnecken durch die Versauerung im Jahr 2100 bei circa 100 Milliarden US-Dollar liegen können.

Tourismus und Korallenriffe
Für den Tourismus sind Korallenriffe wichtig. Die weltweite Tourismusindustrie erleidet im Rifftourismus jährliche Verluste von 1,9 Milliarden US-Dollar bei dem zwei Grad Szenario und 12 Milliarden US-Dollar bei dem „wir machen weiter so“ Vorgehen. Die klimawandelbedingten Folgeschäden am Großen Barriere Riff würden alleine für Australien 5,7 Milliarden Austr. Dollar jährlich betragen und mit dem Verlust von 69.000 Arbeitsplätzen einhergehen. Die Ozeanversauerung schädigt die Riffe zunehmend. Im Jahr 2100 können die ökonomischen Folgekosten weltweit bei rund einer Billionen US-Dollar jährlich liegen.

Negative Folgen nicht mehr zu stoppen
Die Forscher haben insgesamt sechs Ökosystemdienstleistungen der Meere für den Menschen näher untersucht: CO2 Speicher, Küstenschutz, Fischfang, Aquakultur, Tourismus, und Gesundheit. Die Wissenschaftler bezeichnen die zukünftigen Risiken durch Meeresversauerung und -erwärmung für alle Ökosystemleistungen unter dem „wir machen weiter so“ Szenario als hoch bis sehr hoch. Demgegenüber würden mit dem fast zwei Grad Szenario die meisten Veränderungen noch moderat ausfallen, obwohl bereits heute negative Auswirkungen wie beim Küstenschutz und der Fischerei zu Tage treten.

Ocean 2015 Initiative

Die Ocean 2015 Initiative hat zum Ziel die Öffentlichkeit und insbesondere Entscheidungsträger besser über die Auswirkungen des globalen Klimawandels auf die Weltmeere zu informieren. Sie wird durch die Prince Albert II von Monaco Foundation, das Ocean Acidification International Coordination Center of the International Atomic Energy Agency; die BNP Paribas Foundation und die Monégasque Association for Ocean Acidification getragen.

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