Greenpeace will Great Barrier Reef vor Kohleindustrie schützen
Zur Unesco-Tagung in Bonn warnt Greenpeace vor Schäden am Great Barrier Reef durch Kohleabbau. Die Umweltschutzorganisation befürchtet, dass ein Großprojekt von Australiens Regierung das Überleben des Riffs gefährdet.
Zum 39. Mal tagt das Unesco Welterbe-Komitee. Die Delegierten treffen sich in der ehemaligen deutschen Hauptstadt Bonn. Greenpeace-Jugendliche nutzten die Versammlung, um der Komitee-Vorsitzenden Maria Böhmer (CDU) eine internationale Petition zum Schutz des Great Barrier Reef zu übergeben. Die Umweltschutzorganisation befürchtet, dass die australische Regierung mit einem gigantischen Kohleprojekt das Überleben des Riffs gefährdet.
Hälfte der Korallendecke verschwunden
„Die Unesco muss sich mit aller Kraft für den Schutz des Great Barrier Reef einsetzen“, sagt Dr. Sandra Schöttner, Greenpeace-Meeresexpertin. „Wenn Australien seine Kohlepläne durchsetzt, droht dem Riff eine ökologische Katastrophe.“ Das Great Barrier Reef ist 1981 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt worden. Bereits heute ist laut Greenpeace die Hälfte der Korallendecke verschwunden – aufgrund von Klimawandel und Eingriffen des Menschen.
Kohleabbau oder Riffschutz – beides zusammen geht nicht
Das Great Barrier Reef bietet Lebensraum für unzählige Meerestiere – weswegen es auch „Regenwald der Meere“ bezeichnet wird. Darunter sind viele seltene oder gar bedrohte Arten wie Dugongs und Meeresschildkröten. Schutzzonen, die 2004 eingerichtet wurden, zeigten bereits Wirkung. Aus Sicht von Greenpeace ist nun dieser Lebensraum aber wieder in Gefahr. Die australische Regierung plant, in der küstennahe Carmichael-Mine im Bundesstaat Queensland Kohle abzubauen. Das Vorhaben, so Greenpeace: 90 Jahre lang sollen dort jährlich 60 Millionen Tonnen Kohle gefördert werden. Für den Ausbau des nahegelegenen Hafens bei Abbot Point zu einem der größten Kohlehäfen der Welt sowie Fahrrinnen der Kohlefrachter müssen Millionen Kubikmeter Meeresboden ausgebaggert werden – direkt im Welterbe-Gebiet. „Carmichael darf nicht erschlossen werden. Die Kohle der Mine heizt nicht nur den Klimawandel an und damit die schlimmste Bedrohung des Korallenriffs. Sie wird zum Türöffner für eine riesige Erschließungswelle mit weiteren Kohleminen und -häfen in Australiens Nordosten. Das Great Barrier Reef wird die Folgen kaum verkraften“, sagt Schöttner.
Hoch umstrittene Pläne
Die Pläne der australischen Regierung sind hoch umstritten, wie Greenpeace betont. Bereits 2011 hat die Unesco das Great Barrier Reef unter besondere Beobachtung gestellt. Letzter Ausweg wäre, dass Riff auf die Rote Liste des gefährdeten Welterbes zu setzen. Wissenschaftler kritisieren zudem den im März 2015 vorgelegten „Reef 2050 Sustainability Plan“ Australiens als unzureichend, um den Schutz des Great Barrier Reef langfristig zu sichern. „Der Nachhaltigkeitsplan der australischen Regierung ist ein Blendwerk. Er erlaubt weiterhin den zerstörerischen Ausbau von Kohleminen und Kohlehäfen beim Great Barrier Reef – und berücksichtigt weder die Schäden durch Klimawandel noch durch andere menschliche Eingriffe“, sagt Schöttner. (red)
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