Apnoe-Sportler Jonas Krahn über die Faszination des Freitauchens
Sie nennen ihn den „See-König“: Der Apnoe-Sportler Jonas Krahn taucht ohne Flossen 80 Meter in die Finsternis. Mit Aquanaut Online sprach der 30-jährige Berliner darüber, was ihn an seinem Sport begeistert.
Freitauchen im klaren, warmen Wasser? Das ist nichts für Jonas Krahn. Der 30-Jährige geht dort hin, wo Finsternis herrscht: in die Tiefe, in die Seen. Dahin, wo das Wasser komplett schwarz ist und das Neopren nicht mehr wärmt.
Am 29. Juli 2011 hat Jonas im tiefsten See Polens, dem Hańcza-See, einen Rekord aufgestellt. In der Disziplin „Free Immersion“ tauchte er aus eigener Kraft ohne Flossen 80 Meter in die Tiefe. Seitdem ist sein Rekord ungebrochen.
„Im Rausch der Tiefe“ als Inspiration
Jonas Krahn lebt in Berlin. Und eben dort ist er auch erstmals mit dem Freitauchen in Kontakt gekommen. „Schon als Kind habe ich vom Tauchen geträumt, im Urlaub hatte ich immer Maske und Schnorchel mit dabei“, sagt er. „Später habe ich dann den Film ,Im Rausch der Tiefe’ gesehen. Und ich dachte, das wäre Fiktion – bis mir jemand gesagt hat, dass es so etwas wirklich gibt.“
Mit 18 Jahren suchte Jonas einen Tauchverein, der Apnoe-Sport anbietet. Dabei traf er den bekannten Extremtaucher Wolfram „Wolle“ Neugebauer. „Ich hab ihn angesprochen und er hat mich gleich unter seine Fittiche genommen“, sagt Jonas. Beim Training steigerte er fortan seine Leistungen, tauchte länger und tiefer. „Es ist ein Spiel mit den Zahlen. Wenn man immer weiter kommt, und die Meter purzeln – dann will man wissen, wie tief es noch weiter geht“, sagt Jonas. „Es geht darum, seine Grenzen auszutesten.“
Tauchen in finsteren Seen
Über die Faszination, die das Tauchen in finsteren Seen auf ihn ausübt, spricht Jonas auch in dem Film „Black Water“. Die Dokumentation soll ab Herbst zu sehen sein. Jonas Krahn ist der Hauptdarsteller.
Dass Jonas eines Tages zu den Sportlern zählen wird, die Rekorde aufstellen, hätte er zu Beginn seiner Laufbahn nicht gedacht. Ein halbes Jahr intensives Training habe er gebraucht, bis er beim Tieftauchen überhaupt nur ansatzweise an die 40-Meter-Marke herankam. „Mir ist das alles nicht zugeflogen.“ Ein Geheimrezept, das dabei helfe, seine Leistung rasch zu verbessern, gebe es nicht. Motivation und ein eiserner Wille seien jedoch hilfreich.
„Alles verdichtet sich“
Das Tauchen im See sei in seinen Augen völlig anders als das Tauchen im Meer: ruhiger, keine Wellen. „Im See bin ich sehr fokussiert, und je tiefer es geht, desto mehr tauche ich in mich hinein“, sagt Jonas. „Alles verdichtet sich.“
Beim Auftauchen, wenn er spüre, dass er „die Todeszone bezwungen“ habe, sei das schon „ein geiles Gefühl“, „ein gewisser Kick“, sagt Jonas. „Und jedem, der verleugnet, dass es ihm um den Kick geht, glaube ich das nicht.“
Fähigkeiten, die der Körper bietet
Lebensmüde – zuweilen wird er gefragt, ob er das sei – sei er aber keineswegs. Die Rekord-Jagd der No-Limit-Sportler lehne er daher auch ab. „Das hat mit meinem Verständnis von dem Sport nichts zu tun, und das Risiko ist heutzutage viel zu hoch.“ Apnoe-Tauchen, das sei für Jonas schlicht das Tauchen mit den Fähigkeiten, die ihm sein eigener Körper biete.
Dieses Wissen will der ausgebildete Erzieher auch an andere weitergeben. Er beobachte, dass sich das Freitauchen immer mehr zum Breitensport entwickle. Künftig möchte Jonas verstärkt als „Freedive Instructor“ arbeiten. Das schöne am Freitauchen, sagt Jonas, sei, dass die Entwicklung nie aufhört. Jeder Sportler könne sich ständig weiterentwickeln. Nicht nur körperlich, sondern auch mental. Auf seiner Website informiert Jonas über Ausbildung und Kurse. (tap)
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