Werner Giove macht mit der Freedive Academy sein Hobby zum Beruf

Werner Giove macht mit der Freedive Academy sein Hobby zum Beruf

Werner Giove (34) ist leidenschaftlicher Apnoe-Taucher und der Gründer der deutschlandweit tätigen Freedive Academy. Als Ausbilder gibt er sein Wissen über das atemberaubende Hobby an Einsteiger weiter.

Wenn Werner Giove durchs Wasser gleitet, bewegt er sich mit der Eleganz eines Delfins. Der 34-Jährige ist Freitaucher. Anders als „normale“ Taucher, die sich schwere, luftgefüllte Metallzylinder auf den Rücken schnallen, um zu atmen, hält Giove unter Wasser die Luft an. Es ist beeindruckend: Giove kann viereinhalb Minuten die Luft anhalten, unter Wasser erreicht er ohne Hilfsmittel Tiefen von bis zu 50 Metern – und mit nur einem einzigen Atemzug kann er 100 Meter weit tauchen.

Freedive Academy„Das Tauchen macht mir einen Riesenspaß“, sagt Giove. „Egal, ob im Pool oder an einem Korallenriff.“ Mit zwölf Jahren hat er seinen ersten Tauchschein gemacht, als Oberstufenschüler hat er bereits in einem Tauch-Center als Ausbilder assistiert. Nach mehreren Tausend Pressluft-Tauchgängen wollte Giove dann aber etwas Neues ausprobieren – und nahm erstmalig an einem Freitauch-Kurs teil. Das war 2002. „Seitdem hat mich dieser Sport nicht mehr losgelassen. Und heute bilde ich sogar selber Schüler aus.“ Seine Tauchschule, die „Freedive Academy“, gibt es bereits seit zwei Jahren. Kurse finden in der ganzen Republik statt.

Tauchladen in Groß-Gerau eröffnet
Im Januar 2014 hat Werner Giove einen Tauchladen in der Sudetenstraße in Groß-Gerau eröffnet. „Mein Geschäft ist ganz klein, aber es ist alles da“, sagt Giove. Er verkauft Ausrüstung, Fachliteratur – und informiert über seinen Sport. „Ich mache das alles nebenberuflich. In Deutschland ist das Freitauchen leider noch nicht so bekannt, dass man davon leben könnte.“ Sein Geld verdient Giove daher als Unternehmensberater in der IT-Branche.

Werner Giove

Werner Giove.

Ergänzt wird sein Angebot in der Sudetenstraße durch eine Yoga-Schule, die an das Tauchgeschäft angegliedert ist. Hier, in der „Mental Academy“, werden Mentaltraining und Meditation gelehrt, denn nur, wer in sich ruht und ausgeglichen ist, kann beim Freitauchen Höchstleistungen erbringen. „Aber auch Nicht-Taucher kommen zu unseren Yoga-Kursen“, erklärt Giove.

Training im Hallenbad
Der Liebe wegen zog der 34-Jährige von Frankfurt nach Groß-Gerau. Inzwischen ist er in der neuen Heimat so richtig angekommen. Auch sportlich: Immer sonntags wird im Groß-Gerauer Hallenbad das Freitauchen trainiert. „Jeder, der den Sport einmal ausprobieren möchte, ist willkommen“, sagt Giove, bittet jedoch um vorherige Anmeldung, um die Betreuung der interessierten Neueinsteiger sicherstellen zu können. Bei schönem Wetter taucht Giove übrigens im Freizeitsee Biblis ab. „Die Sicht ist dort meist nicht so gut, aber zum Training ist das Gewässer mit seiner Tiefe von etwa 20 Metern ideal.“

Werner Giove beim Training.

Werner Giove beim Training.

Das Freitauchen wird auch Apnoe-Tauchen genannt. Als „Apnoe“ bezeichnet man den Zeitraum, in dem ein Taucher die Luft anhält. Schon in der Steinzeit sind Menschen auf diese Art und Weise abgetaucht, um Muscheln oder Schwämme am Meeresgrund zu sammeln. „Apnoe-Tauchen ist die ursprünglichste Form des Tauchens“, sagt Giove. „Das ermöglicht einen viel intensiveren Umgang mit Unterwasser-Lebewesen.“ Viele Tiere – etwa Delfine, Wale oder Haie – verlieren die Scheu, weil der Freitaucher keine Luftblasen von sich gibt.

Günstiger als Gerätetauchen
Wer sich selber einmal als Apnoe-Taucher versuchen möchte, braucht nicht viel Ausrüstung: Maske, Flossen, Schnorchel – etwa 200 Euro kostet ein ordentliches Einsteigerpaket. Nur, wer in kaltem Wasser tauchen will, muss noch einmal 200 Euro für einen Neoprenanzug drauflegen. In der Summe ist das immer noch deutlich günstiger als eine klassische Gerätetaucher-Ausrüstung, die weit mehr als 1000 Euro kosten kann.

Freitauchen ist in Deutschland immer noch eine Randsportart. „Die Szene ist überschaubar klein“, sagt Giove. Und genau das würde der 35-Jährige gerne ändern. Ideen, um den Sport in Szene zu setzen, hat er viele. Ende August 2014 organisierte Giove zum Beispiel eine zweitägige Freitauch-Veranstaltung in einem gefluteten Schieferbergwerk in dem Örtchen Nuttlar im Sauerland. Oder er lädt international bekannte Freitauch-Stars, wie etwa den Italiener Umberto Pelizzari, nach Deutschland ein, damit sie bei seinen Tauch-Seminaren Vorträge halten.

Wenn Werner Giove nach einem langen Tauchgang wieder an die Wasseroberfläche kommt, nach Luft schnappt und seine Lungen mit frischem Sauerstoff füllt, grinst er über beide Ohren. „Wenn ich im Wasser bin“, sagt er, „fühle ich mich wie ein Teil einer anderen Welt.“ (tap)


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