Sechs Tipps für angehende Unterwasser-Fotografen
Wer unter Wasser fotografiert, kann seinen Freunden zeigen, was er beim Tauchen erlebt. Dennoch sollte sich jeder Einsteiger vorm Equipment-Kauf sechs Fragen stellen. Das kann helfen, Frust zu vermeiden.
Wer gerät nicht ins Schwärmen, wenn er tolle Unterwasserbilder sieht? Verständlich, dass viele Taucher ein großes Interesse daran haben, selbst Unterwasser-Fotograf zu werden. Doch vor der Anschaffung einer Fotoausrüstung sollte sich jeder Neuling ein paar Fragen stellen – und diese ehrlich beantworten.
1. Bin ich bereit?
Wer unter Wasser fotografiert, muss sich dabei konzentrieren. Die Bedienung der Kamera und die ständige Suche nach dem perfekten Motiv erfordern einen Großteil der Aufmerksamkeit. Daher ist es wichtig, dass der Fotograf das, was er sonst noch tut – nämlich Tauchen – blind beherrscht. Das erfordert Erfahrung. Wer sich beim Fotografieren noch Gedanken darüber machen muss, wie er sich richtig austariert, sollte vielleicht mit dem Kauf einer Kameraausrüstung noch ein wenig warten.
2. Interessiere ich mich wirklich für Fotografie?
Einschalten, Auslöser drücken – und „Knips“. Das reicht unter Wasser meist nicht. Auch wenn moderne Kameras über gute Automatik-Modi verfügen – beim Tauchen stoßen sie oft an ihre Grenzen. Die Folge: Unterwasserfotografen müssen lernen, wie das Zusammenspiel von Belichtungszeit und Blende funktioniert. Und dann ist da ja noch diese Sache mit dem „Bildaufbau“, die dafür sorgt, dass am Ende kein „Schnappschuss“ entsteht – sondern ein Foto… Um das alles zu lernen, reicht es in der Regel nicht, nur unter Wasser zu fotografieren: Auch über Wasser muss die Kamera regelmäßig zur Hand genommen werden. Nicht zu vergessen: die Nachbearbeitung am Computer. Dass Bilder durch „Photoshop“ gejagt werden, ist doch heutzutage selbstverständlich.
3. Habe ich die Geduld?
Fotografieren erfordert Geduld. Wer Fische fotografieren möchte, braucht Zeit. Man muss sich fragen, ob man in erster Linie tauchen möchte – oder ob man dazu bereit ist, 45 Minuten vor einem Korallenblock zu schweben, weil sich das versteckte Tier einfach nicht aus seinem Loch traut. Doch nicht nur unter Wasser ist Geduld gefragt – auch an Land kommen neue Aufgaben auf den Taucher zu. Fotoausrüstung will gepflegt werden: Spülen, O-Ringe fetten, Auf- und Abbau. Vor dem Flug in den Urlaub muss alles ordentlich verpackt werden. Und auch am Baggersee muss das Extra-Equipment durch die Gegend geschleppt werden. Das erfordert Zeit. Und Kraft. Und Geduld.
4. Habe ich das nötige „Kleingeld“?
Unter Wasser fotografieren – das ist ein kostspieliges Vergnügen. Jeder Einsteiger sollte sich daher ernsthaft fragen, über was für ein Budget er verfügt. Ausrüstung „auf Pump“ kaufen, das ist meist keine gute Idee. Wenn das Geld zunächst nur für eine kleine Kompaktkamera oder eine Action-Cam reicht, ist das auch kein Problem. Die Geräte machen gute Aufnahmen – und sie sind super, um die Grundlagen der Unterwasserfotografie zu erlernen. Wer aber gleich mit der Spiegelreflex abtauchen will, muss etwas mehr Geld in die Hand nehmen: Kamera, Objektive, Gehäuse, Blitze – diese Anschaffungen reißen ein Loch in die Haushaltskasse.
5. Was sagen meine Buddies?
Natürlich freut sich der Buddy, wenn er nach dem Urlaub oder nach dem Tag am See hübsche Unterwasserfotos per E-Mail bekommt. Aber vorher wird ihn der fotografierende Tauchpartner einige Nerven gekostet haben. Er steht schon komplett angekleidet am Ufer, während der Fotograf noch sein Gehäuse zusammenbaut. Er will unter Wasser Strecke machen, der Fotograf aber begutachtet minutenlang irgendwelche Unterwasserpflanzen. Und dann wird der Buddy auf und ab durchs Wasser dirigiert, weil er als Modell die perfekte Position einnehmen soll. Ganz ehrlich, das macht auf Dauer nicht jeder Taucher mit. Kein Wunder, dass viele Fotografen sagen, dass sie am liebsten solo ins Wasser steigen.
6. Kann ich Kritik vertragen?
Fotografen werden besser, wenn sie kritisiert werden. Damit müssen sie aber auch umgehen können. Jeder Foto-Einsteiger sollte seine Ergebnisse anderen Fotografen vorlegen – und sie um ernsthafte Kritik bitten. Und wenn der Fotograf zu Beginn seiner Laufbahn von den „alten Hasen“ nicht in Grund und Boden kritisiert wird, ist er entweder ein Genie – oder er hat zu freundliche Menschen nach ihrer Meinung gefragt. (tap)
Wer mehr über die Unterwasserfotografie wissen möchte, dem sei das Buch „Die Kunst der Unterwasserfotografie“ von Tobias Friedrich empfohlen, das viele Beispiele für die Praxis beinhaltet, genauso wie detaillierte Beschreibungen, wie einige seiner besten Bilder entstanden sind.
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5 comments
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Die Erfahrung haben wir auch gemacht. Anfangen zur Not mit einer günstigen Cam oder besser noch vor Ort mal eine für einen Tag ausleihen und sehen, wie man selbst damit unter Wasser klar kommt und ob man bereit ist, das zusätzliche Ausrüstungsteil mitzuschleppen.
Tja, das ist immer so die klassische Gretchen-Frage: Will ich das oder will ich das nicht? Manchmal ist es einfach schön nur zu Tauchen und nicht immer die Welt durch die Linse betrachten zu müssen. Manchmal schränkt das Fotografieren ein, man sieht die Welt sprichwörtlich nicht mehr mit den eigenen Augen – und trotzdem: Bereuen tue ich es nie. Das unter Wasser erlebte auf dem Chip festzuhalten – zuhause zu entdecken, was einem da vor die Linse gekommen ist – einfach unbeschreiblich!
Guter Artikel – und die richtigen Fragen !!! Gerade als Anfänger kann ich auf die Frage „Bin ich bereit?“ mit einem klaren Nein antworten. Ich bin viel viel zu sehr mit dem ganzen Equipement beschäftigt. Aber es juckt in den Finger, schliesslich will man Bilder mit heim bringen. Eine gute Alternative ist den Tauchlehrer zu bitten ein paar Fotos zu machen.